Hundeschule Rodgau bei den "kleinen Entdeckern"

vom 23. Juli 2014

„Die kleinen Entdecker“ hat sich die Schulkindgruppe der Kindertagesstätte 1 in Dudenhofen selbst benannt und arbeitet seit mehreren Wochen zum Thema „Tiere“ daran, Neues zu erfahren und aus den kleinen immer größere Entdecker zu machen.
Ein Thema, dass dabei nicht fehlen darf, ist natürlich das Thema „Haustiere“. Viele Kinder haben selber welche und können von ihren Erfahrungen den anderen berichten, manche Kinder haben keine. Aber Begegnungen mit Haustieren hat jeder, manchmal auch, wenn es ihm gar nicht so Recht ist.
So zum Beispiel bei Hunden, denen wir tagtäglich auf der Straße oder in weiter Flur begegnen können.
Und um hier einen guten Umgang erlernen zu können, haben sich die KLEINEN ENTDECKER die Hundeschule Rodgau (www.hundeschule-rodgau.de) unter Andrea Weyland mit ihrem Hund Flatsh, einem ausgebildetem Beauceron, in die Kindertagesstätte 1 in Dudenhofen eingeladen.
Begonnen wurde mit einem Theorieteil, bei dem die Kinder Alles über die Tierart Hund und dessen natürliche und auch antrainierte Verhaltensweisen lernten.
Mit skeptischen Blick auf die beeindruckende Statur von Flatsh, der Andrea Weyland locker die Pfoten auf die Schultern legen kann, fragten die Kinder „kann der auch Zeitung holen?“.
Frau Weyland antwortete lachend, daß er dies nicht könne, obwohl er ausgebildet sei. Aber Schafe hüten könne er.
Nachdem die Kinder verstanden hatten, wie ein Hund denkt und warum er wie reagiert, ging es an praktische Übungen.
Auch die meisten ängstlichen Kinder fassten sich ein Herz und übten tapfer, an Flatsh vorbei zu gehen.
Wie macht man das richtig? Nicht in die Augen schauen, nicht die Hände hoch reißen (animiert zum hoch springen), und wenn man sich ganz unsicher wird, einfach weg drehen, stehen bleiben und den Hund an sich vorbei gehen lassen.
Der Besuch von Flatsh und Andrea Weyland war ein großer Erfolg, die Kinder waren begeistert und werden nun wesentlich sicherer auf ihrem Schulweg unterwegs sein.

 

Chips für Hunde und Sachkundekurse für Besitzer

 vom 1. Februar 2012

dapd

Auf die hessischen Hundehalter könnten strengere Regeln zukommen. Die SPD-Fraktion warb am Mittwoch im Wiesbadener Landtag für ihren Gesetzentwurf eines hessischen Hundegesetzes und traf dabei bei den anderen Fraktionen auf offene Ohren. Eine "zeitgemäße und zweckdienliche Weiterentwicklung" der Rasselisten für gefährliche Hunde sei denkbar, auch eine allgemeine Chippflicht für Hunde könne "durchaus bedenkenswert sein", sagte CDU-Innenpolitikexperte Alexander Bauer. Zustimmung kam auch von Grünen und Linkspartei, die FDP signalisierte Gesprächsbereitschaft.
Der Gesetzentwurf sieht verpflichtende Sachkundekurse für Hundehalter, eine Chip- und Registrierpflicht sowie eine allgemeine Hundehalterhaftpflicht vor. Ziel sei, die Verantwortung des Halters und seine Sachkompetenz im Umgang mit dem Tier in den Mittelpunkt zu rücken, sagte die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Judith Pauly-Bender. Auch gehe es darum, wirksame Regelungen zum Schutz vor verantwortungslosem oder leichtsinnigem Umgang mit Hunden durchzusetzen. In Hessen gibt es den Angaben nach mindestens 2,5 Millionen Hundehalter. Sie sollen den Vorschlägen der SPD zufolge in einem zentralen Register geführt, die Tiere selbst durch ein elektronisches Kennzeichen, das in einem Chip gespeichert wird, gekennzeichnet werden. Die Gefährlichkeit eines Hundes soll durch Wesenstests geprüft, die Rasselisten sollen abgeschafft werden.
Dem stimmten nicht alle Fraktionen zu: Die Abschaffung der Rasseliste sei problematisch, eine Klassifizierung von Gefährdungspotenzialen weiter "zweckdienlich", sagte Bauer. Allerdings sei "nicht immer der Hund das Problem, sondern das Herrchen am Ende der Leine".
Auch die Grünen nannten eine Streichung der Rasseliste den falschen Weg. Gerade bei bestimmten Kampfhunden habe sie "nachweislich Erfolg", sagte Grünen-Kinderexperte Marcus Bocklet. Die Liste solle aber anhand der Beißstatistik jährlich überprüft und weiterentwickelt werden.
Die Tierschutz-Expertin der Linken, Barbara Cardenas, nannte dagegen die Rasseliste "unwissenschaftlich und ungeeignet", Menschen vor gefährlichen Hunden zu schützen. Die Beißvorfälle seien nach Einführung dieser Liste sogar gestiegen.
Die Rasseliste sei "sicherlich nicht perfekt" und müsse den aktuellsten Erkenntnissen angepasst werden, sagte der FDP-Abgeordnete Helmut von Zech. Er warnte zugleich vor Problemen bei der Umsetzung von Pflichten wie die Chip-Regelung. Bei der Hundehalterhaftpflicht sehe die FDP aber Bedarf für eine Lösung. Der Gesetzentwurf soll nun in den Ausschüssen beraten werden. Datenschutzerklärung öffnen.

 

Der Markt für illegale und oft kranke Rassehunde boomt in der Region

Handel mit gequälten Welpen

Ein Artikel aus: "Rhein-Main EXTRA TIPP"

vom 24. April 2011

Von Angelika Pöppel

Offenbach - Illegale Welpen-Dealer transportieren tagelang sehr junge Rassewelpen in winzigen Käfigen nach Deutschland. Der Markt boomt, denn die kleinen Pitbulls oder Möpse werden zu Schnäppchenpreisen verschleudert. Wenn die süßen Kläffer den Transport überhaupt überleben, sind sie krank und sterben oft nach wenigen Wochen, wie eine Offenbacher Tierärztin berichtet.

"Die Hündinnen werden als Gebärmaschinen missbraucht, sind oft über Jahre eingesperrt, werden von Abfällen ernährt, bekommen keine tierärztliche Betreuung. Haben sie als Gebärmaschine ausgedient, werden sie erschlagen oder unversorgt einfach ihrem Schicksal überlassen", sagt Birgitt Thiesmann von der Organisation Vier Pfoten über die Zustände bei den illegalen Hundezüchtern. Die Welpen werden ihren Müttern viel zu früh, mit drei bis vier Wochen, entrissen: In dem Alter seien sie optisch am niedlichsten und am leichtesten zu verkaufen. In Kisten, Käfigen oder Taschen werden die verängstigten Welpen tagelang ohne Wasser und Nahrung aus Osteuropa nach Deutschland transportiert und landen bei unseriösen Hundevermittlern, die sich als Züchter ausgeben. Deutschland ist laut dem Deutschen Tierschutzbund der größte Markt für die Hundeware. "Von 500.000 neuen Welpen im Jahr sind mindestens 20 bis 30 Prozent illegal", sagt Achim Imlau von der Tierschutzorganisation Tasso. Das Geschäft boomt. Grund: Die Schleuderpreise für die Rassehunde sind verlockend. "Beispielsweise Malteser, die bei uns 1500 Euro kosten, gibt es illegal schon für 150 Euro", so Imlau.

"Die Welpen sind zwar billiger, aber dafür krank", sagt Tierexpertin und Tierarzthelferin Helga Conradi aus Offenbach. Damit die süßen Welpen überleben, müsse der Käufer viel Geld investieren. Denn die Impfpapiere sind meistens gefälscht und daher fehlen wichtige Impfungen. "Manchmal nutzt auch eine teure Behandlung nicht mehr und die Tiere sterben nach wenigen Wochen", weiß die Tierexpertin. Wenn sie überleben, zeigen die Tiere oft ein gestörtes Sozialverhalten. So entwickeln sich die Hunde oft zu unsicheren, stress- und aggressionsanfälligen Tieren, die dadurch häufig wieder abgegeben werden: Endstation Tierheim.

Auch im Frankfurter Tierheim landen häufig illegale Welpen. Die Hundebabys müssen sofort von den anderen Tieren isoliert werden. Für die kleinen Hunde ist das eine zusätzliche Belastung. "Drei bis sechs Monate bleiben die Hunde in Quarantäne", erklärt Marion Thiel, Leiterin des Tierheims in Frankfurt.

Denn die Seuchengefahr ist groß. Die illegalen Welpen leiden oft unter unheilbaren Krankheiten, auch die in Deutschland fast ausgerottete Tollwut können sie übertragen. Für das Tierheim stellen die Hundebabys ein großes Problem dar. Denn die Behandlungen kosten viel Geld und das Heim sei nicht darauf ausgerichtet, mehr als einen Hund in Quarantäne zu halten, sagt Thiel.

Tierärzte, Tierschützer und auch das Ordnungsamt warnen vor dem Kauf der günstigen Welpen, die meist im Internet über Kleinanzeigen angeboten werden. Die Nachfrage ist dennoch sehr hoch. Wie viele Welpen illegal verkauft werden, sei nicht bekannt, so Ralf Rohr vom Frankfurter Ordnungsamt. Denn angesichts der offenen Grenzen von Polen, Rumänien oder Ungarn nach West-Europa werden nur wenige Welpentransporte entdeckt. Doch "die osteuropäische Welpenmafia verdient mit dem illegalen Handel Milliarden", sagt Thiesmann. Um dem ein Ende zu bereiten, müssen Käufer auf Schnäppchen verzichten. Thiesmann: "Wenn ein Welpe gekauft wird, kommen fünf andere nach."

 

Tiere suchen ein Zuhause

Hundebisse – Zahlen und Fakten

TV-Sendung vom 20. März 2011

Ausgestrahlt vom WDR

Behandlungssituation beim Arzt

Mancher Biss hat langfristige Folgen

Mit der Erwartungshaltung vieler Menschen an den „kinderlieben“ Vierbeiner sind Hunde überfordert. Wissenschaftliche Studien, unter anderem der Gesellschaft für Haustierforschung, haben ergeben, dass die Aufgaben, für die Hunde einst gezüchtet wurden, noch immer das Verhalten der jeweiligen Hundetypen beeinflussen. Welpenschutz gibt es unter Hunden weder gegenüber Fremdwelpen noch Kindern.

Spätestens seit dem Jahr 2000, als in Hamburg ein Junge von zwei Hunden zu Tode gebissen wurde, sind „gefährliche Hunde“ ein Medienthema. Die Schlagzeilen machen Angst, spiegeln aber nicht unbedingt die Wirklichkeit wieder. Zeit für ein paar Fakten.
Was sagt die Statistik?
In der beim Statistischen Bundesamt geführten Todesursachenstatistik rangieren tödliche Verletzungen durch Hunde ganz unten. Zwischen 1999 und 2009 kamen pro Jahr durchschnittlich 3,6 Menschen durch „Gebissen- oder Gestoßenwerden vom Hund“ ums Leben. Im gleichen Zeitraum starben bei Unfällen mit Pferden durchschnittlich 21,5 Menschen pro Jahr.
Die Zahl der ärztlich behandelten Hundebisse in Deutschland kann nur geschätzt werden, da es weder einen eigenen Diagnoseschlüssel noch eine Meldepflicht für Hundebissverletzungen gibt. In der medizinischen Fachliteratur wird angenommen, dass in Deutschland jedes Jahr 30.000 bis 50.000 Menschen wegen eines Hundebisses ärztlich behandelt werden müssen. Bezogen auf die Anzahl der in Deutschland lebenden Hunde – die auf fünf Millionen geschätzt wird –, käme also eine Bissverletzung beim Menschen auf 167 beziehungsweise 100 Hunde. Aus der Schweiz gibt es verlässlichere Daten, weil dort seit 2007 Hundebissverletzungen meldepflichtig sind. Die Auswertung für 2009 zeigt, „dass durchschnittlich ein Beissvorfall beim Menschen auf 164 Hunde“ kommt (Quelle: siehe „Links“).
Kinder sind besonders gefährdet ...
Während in der deutschen Fachliteratur angegeben wird, dass circa 50 Prozent der hundebissverletzten Kinder unter zehn Jahre alt sind (eine Quelle unter anderen: Prof. Dr. med. Bernd Rieck/Dr. Wolf-Dieter Schmidt: Hundebisse bei Kindern - Ursachen und Prävention, Kinder und Jugendarzt, 38. Jahrgang, 2007, Nr. 12), ergeben die Schweizer Daten ein positiveres Bild. Danach betrafen „rund 16 Prozent aller Meldungen über Bissverletzungen beim Menschen (...) Kinder bis zehn Jahre“: Bezogen auf ihren Anteil an der Bevölkerung sind Kinder als Opfer von Hundebissen aber deutlich überrepräsentiert. „Das Risiko für Kinder, von einem Hund gebissen zu werden, liegt (...) rund um die Hälfte höher als für Erwachsene“, heißt es in der Schweizer Auswertung.
.. vom eigenen Hund gebissen zu werden
Das Risiko, von einem fremden Hund angefallen zu werden, wird überschätzt. So heißt es in der Schweizer Auswertung: „Etwas mehr als die Hälfte der Beissunfälle geschah mit Hunden, die dem Opfer bekannt sind. In 14 Prozent der Fälle war es der eigene Hund. (...) Zudem geschahen 37 Prozent der Vorfälle mit Kindern, bei denen die Örtlichkeit bekannt ist, beim Hund zu Hause.“ In die gleiche Richtung weisen Daten aus den USA und Österreich. In einer Studie der Universität Graz über 341 hundebissverletzte Kinder unter 17 Jahren gaben 24 Prozent der Opfer an, vom eigenen Hund gebissen worden zu sein. Bei weiteren 50 Prozent war es der Hund eines Freundes, Nachbarn oder Verwandten (Quelle: Johannes Schalamon et al.: Analyses of dog bites in children who are younger than 17 years, Pediatrics, 2006).
Welche Rolle spielt die Hunderasse?
Statistiken verschiedener deutscher Bundesländer können diese Frage nicht beantworten, weil aufgrund der fehlenden Meldepflicht viele Vorfälle, insbesondere solche mit eigenen oder bekannten Hunden, nicht erfasst werden. Mit einer Antwort schwer tun sich aber auch die Schweizer Behörden, die auf Daten mit geringerer Dunkelziffer zurückgreifen können. In der Auswertung für das Jahr 2009 heißt es, zwar hätte sich „der in den Jahren 2007 und 2008 aufgeführte Trend, dass einzelne Rassen relativ häufiger genannt werden“, bestätigt, doch da „neben der oft schwierigen oder fehlenden Zuordnung von Mischlingen die Angaben von den geschädigten Personen oder Tierhaltern stammen und nur in wenigen Fällen von den Behörden überprüft werden können“, seien „die auf Rassen bezogenen Angaben sehr vorsichtig zu interpretieren“. Die zehn Hunderassen, die mit einem Anteil von über 1 Prozent der jeweiligen Population Beißvorfälle verursachten, waren 2009 in absteigender Reihenfolge Pitbull, Cane Corso, Rhodesian Ridgeback, Hovawart, American Staffordshire Terrier, Dobermann, Rottweiler, Deutscher Schäferhund, Dogo Argentino und Belgischer Schäferhund.
Kleines Kind, kleiner Hund = kleines Risiko?
Dirk Roos zwischen Hunden
Biologe Dirk Roos weiß, dass kleine Hunde oft temperamentvoller sind als große
„Kinder haben vor allem ein erhöhtes Risiko, von Kleinhunden gebissen zu werden“, heißt es in der Schweizer Auswertung: „Bei den 342 Meldungen, die Kleinhunden zugeordnet werden können, waren 2009 in 77 Fällen Kinder bis zehn Jahre involviert, dies entspricht 22,5 Prozent der Meldungen in der Kategorie Kleinhunde (...) Bei großen Hunden liegen die Vorfälle mit Kindern bei 14,3 Prozent und bei der Kategorie ,Riesen’ lediglich bei 12,7 Prozent.“ Den Biologen Dirk Roos von der Gesellschaft für Haustierforschung wundert das nicht: „Kleine Hunde haben einen schnelleren Stoffwechsel und sind darum temperamentvoller als sehr große Hunde, die nicht nur phlegmatisch wirken, sondern es auch sind, was Kindern entgegenkommt.“ Weiter gibt Roos zu bedenken, dass manch kleine Hunderasse „gesteigerte Aggressivität mitbringt, weil sie für die Jagd von wehrhaftem Wild im Bau, teilweise durch Frontalangriff, gezüchtet wurde“. Als Beispiel nennt er Terrier, die oft für ideale Familienhunde gehalten würden, weil sie so klein sind.
Verhaltensunterschiede bei verschiedenen Hundetypen
„Kinderliebe Hunderassen sind eine Erfindung von Hundezüchtern“, sagt Dirk Roos. Kein Hundetyp sei dafür geschaffen worden, Kindern Gesellschaft zu leisten. Der lange Weg vom Wolf zum Hund habe zwar damit begonnen, dass Menschen besonders duldsame Exemplare aussuchten – wie bei anderen domestizierten Tierarten auch. Doch im Gegensatz zu anderen Haustieren, bei denen es dem Menschen nur auf Duldsamkeit ankam, sei der Hund im Rahmen der Zucht für bestimmte Aufgaben im Verhalten sehr stark verändert worden. Ein Beleg dafür sind die stark abweichenden Gehirngrößen im Verhältnis zum Körpergewicht, die beim einen Hundetyp um 10 Prozent, beim anderen um 30 Prozent gegenüber dem Wolf reduziert sind. „Wenn die Gehirngröße je nach Gebrauchshundetyp so stark variiert, dann kann man sich vorstellen, dass auch das Verhalten stark variiert, denn das Gehirn ist das zentrale Organ, das das Verhalten bestimmt“, erklärt Dirk Roos. Mit anderen Worten: Der Mensch schuf verschiedene Hundetypen mit unterschiedlicher Toleranz gegenüber Reizen und Sozialpartnern. Wie stark ein Hund auf Bewegungsreize reagiert, wie viel Nähe er duldet, wie wichtig ihm die Rangordnung ist, wie lange er warnt, bevor er zubeißt – das alles steckt ihm in den Genen. Dirk Roos zieht daraus aber nicht den Schluss, dass einige Hundetypen für ein Zusammenleben mit Kindern prinzipiell ungeeignet sind. Um aber Konflikten vorzubeugen, sollten sich Hundehalter und insbesondere Eltern damit beschäftigen, für welchen Zweck ihr Hund gezüchtet wurde und welche für den Umgang mit Kindern bedeutsame Verhaltensausprägungen daraus folgen.
Gefährliche Missverständnisse
Frau schau sich Videoszene mit Hund an
Beobachtungen zum Verhalten von Hunden
Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität Bonn hat die Psychologin Dr. Silke Wechsung auf der Basis von Befragungen und Verhaltensbeobachtungen von fast 3.000 Hundehaltern ermittelt, welche Faktoren eine gute beziehungsweise schlechte Beziehung zwischen Menschen und Hunden verursachen. Bezogen auf das Zusammenleben von Kindern mit Hunden fand sie heraus: „Ein Viertel aller Eltern wissen sehr wenig über typisches Sozial- und Ausdrucksverhalten von Hunden, und über ein Drittel aller Eltern können die Botschaften des Hundes nicht richtig entschlüsseln.“ Abwehrsignale des Hundes, der sich von einem Kind bedrängt oder belästigt fühlt, würden demnach oft nicht erkannt – bis der Hund zuschnappt. Ein weiteres Problem, so Dr. Silke Wechsung: „Viele Hunde werden unterfordert, weil die Halter zu wenig Zeit für sie haben. Unterforderte Hunde kommen aber viel eher auf ,dumme’ Gedanken, weil sie sich ihre Beschäftigung suchen.“ Dazu komme eine Überforderung des Hundes durch die Erwartungshaltung der Eltern: „In 25 Prozent der Familien bekamen die Kinder keine Anleitung, wie sie sich gegenüber dem Hund verhalten sollen, nach dem Motto: ,Der Hund ist eh kinderlieb’.“ Besonders fatal sei dies vor dem Hintergrund, dass 25 Prozent der Eltern angaben, den Hund als Spielpartner für die Kinder angeschafft zu haben, denn gerade beim unbeaufsichtigten Spiel könne es zu Konflikten kommen. Schließlich ergab die Studie, dass sich in zwei Drittel der Familien die Eltern nicht völlig einig waren, wie die Hundeerziehung ablaufen soll.
Unberechenbare Hunde?
Einen angeborenen Welpenschutz beim Hund gibt es weder Welpen noch Kindern gegenüber. Wie jedes Säugetier erkennt auch der Hund, ob er ein Jungtier vor sich hat, doch was er damit macht, hängt von seiner Prägung und den Regeln im Familienverband ab. Bevor der eigene Hund in Beschädigungsabsicht ein Kind beißt, müsse es viele Missverständnisse gegeben haben. „In erster Linie ist schiefgelaufen, dass der Hund nicht gut auf den Menschen insgesamt geprägt worden ist, dass er also nur bestimmte Menschen als Artgenossen ansieht und andere nicht. Fehlgelaufen ist auch, dass dem Hund keine deutliche soziale Position in der Familie zugewiesen worden ist, und zwar die rangniedrigste. Fehlgelaufen ist, dass der Hund nicht gelernt hat, Tabus, die durch den Menschen gesetzt werden, zu akzeptieren und fehlgelaufen ist, dass der Hund ein Kind als Konkurrenz um Zuneigung und andere Ressourcen ansieht“, erklärt Biologe Dirk Roos. Hunde sind weit berechenbarer als Menschen, weil sie über ein vergleichsweise reduziertes Verhaltensrepertoire und einen geringeren Handlungsspielraum verfügen.
Man muss nur lernen, sie zu verstehen.
Autorin:
Katinka Schröder
Buchtipp:
Silke Wechsung; Die Psychologie der Mensch-Hund-Beziehung; Dreamteam oder purer Egoismus?; Cadmos, 2010; ISBN 9783840420047; Preis: 29,90 Euro

Links:

Gesellschaft für Haustierforschung e.V.
Bundesamt für Veterinärwesen BVET